Unsere Geschichte

Ein alter Wegverlauf wurde vor 875 Jahren erstmals urkundlich erwähnt.

Täglich nutzen viele Autofahrer die Bundesstraße 180 in Richtung Autobahnauffahrt Hohenstein-Ernstthal. Den wenigsten ist dabei bekannt, dass es sich bei diesem Verkehrsweg um ein Stück eines sehr alten Verbindungsweges nach Süden handelt.

In mittelalterlichen Überlieferungen wurde der Name „Semita Bohemica“ in den lateinischen Urkunden verwendet. Zu Deutsch also Böhmischer Steig, zum Teil ist sie auch als Salzstraße bekannt. Diese Wegstraße entstand sicher schon lange vor der deutschen Besiedlung als ein Stück der Verbindung von Süden übers Gebirge nach Böhmen. Solche Wege wurden auch zum Sammeln von Nahrung oder für die Jagd genutzt.

Nicht nur Böhmische Wege sind getrampelt, beritten und „aufgefahren“ worden, auch frühere Wege und Pfade und sind somit nicht zielgerichtet angelegt oder etwa regelrecht gebaut worden!

Der frühe Handel über größere Entfernungen und damit auch zwischen Nord und Süd führte zwangsläufig dazu, dass mehrere gebirgsüberschreitende Wege entstanden. Sie bildeten zusammen mit den Flüssen im Mittelalter das Rückgrat aller Siedlungsvorgänge im Erzgebirgsraum während des 12. Jahrhunderts. Diese Wege als frühe Verbindungen über das Erzgebirge dienten auch dazu, den bewohnten nord- und mittelböhmischen Raum mit Speisesalz zu versorgen, dass seit frühgeschichtlichen Zeiten nur aus dem Salzraum Halle/Saale zugeführt werden konnte.

Unsere oben erwähnte Salzweg  gehört in das alte Wegenetz mit einem Verlauf von Pegau – Altenburg – Waldenburg – Callenberg – Stollberg – Schlettau – Kadan bis zu dem Endpunkt Prag. Sie zählte zu den sechs wichtigsten Salzstraßen. Die fünf anderen Wege führten über Zwickau – Zschopau – Oederan – Freiberg und Dresden/Dohna bis nach Böhmen.

Der Weg über Zschopau entstand aus den drei Wegen von Penig, Rochlitz und Leisnig, die über den Chemnitzfluss zusammengeführt als eine Handelsroute nach Zschopau verliefen.

Schriftlich nachweisbar ist die „Semita Bohemica“ erstmals in einer Urkunde von 1143 zur Gründung des Klosters Remse. Leider existieren von dieser Urkunde lediglich zwei Abschriften, die auf das späte bzw. Ende des 15. Jahrhunderts datiert sind. Der Inhalt ist annähernd identisch, was darauf schließen lässt, dass für die Ausfertigung der Abschriften das Original noch vorlag.

In dieser Urkunde schenkt König Konrad III. dem Kloster Bürgel hundert Königshufen Land. Bei der Beschreibung des Grenzverlaufs dieser Landfläche an der Zwickauer Mulde werden einige heute nicht mehr bekannte Örtlichkeiten genannt. Eine davon soll hier in deutscher Übersetzung nur erwähnt werden:

„[ ] danach auf dem Böhmischen Steig entlang … von da aus weiter zum Berg Crostawitze „Die Schreibform Crostawitze gibt einen damals gebräuchlichen slawischen Namen Chrostavica wieder. Die zu jener Zeit im Pleißenland und im Muldenraum ansässigen Sorben hatten mit chrost für ,Gebüsch‘ einen mit Gebüsch oder Gestrüpp bewachsenen Berg so benannt.“

Diese Anhöhe war markant, und die Salzfahrer aus der Halleschen Gegend, konnten ihn auf ihrem Weg nach Böhmen wohl sehen. Der Berg Crostawitz bezieht sich auf die Anhöhe 397 m im Dreieck der heutigen Ortsteile Katze/Autobahnauffahrt Hohenstein-Ernstthal/Südgrumbach. Es war also kein Siedlungsname, dafür aber ein hilfreicher Orientierungsname am Böhmischen Weg. Deshalb benannten die Slawen damals z. B. auch die meisten Flüsse und größeren Bäche. Die ursprünglich slawischen Namen wurden bereits vor tausend Jahren von den deutschen Händlern, Reisenden und Siedlern übernommen sowie beibehalten. Sie dienten damit auch deutschen wie böhmischen Fuhrleuten zur Orientierung.

Allerdings gibt es keine Hinweise für eine frühe Besiedlung an der in den letzten Jahrhunderten doch sehr bekannten „Katze“. Die Besiedlung unserer Region entlang den „Böhmischen Wegen“ vollzog sich in erster Linie in Tallagen und schritt dabei gebirgswärts voran. Der Ausbau der mittelalterlichen kleinen ‚deutschen Herrschaftsgebiete erfolgte auf breiter Front von Nordwesten nach Südosten. Das Gründen von Herrschaften in ungeordnetes Gebiet hinein ist als ein Prozess aufzufassen, der dem Vorgang der Wabenbildung im Bienenstock vergleichbar ist. Eine Zelle legte sich an die andere. Dabei wurde nicht willkürlich ein Gebiet aus dem Wald ausgeschnitten, sondern immer an die bereits vorhandenen Territorien angelagert.

Die damaligen Wegbenutzer zogen ein steiles Auf und Ab den langwierigen und kraftzehrenden Kurvenverläufen vor. So konnte auch nachgewiesen werden, dass die „Semita Bohemica“ in Richtung „Katze“ früher einen anderen, eben geraderen Verlauf hatte. Bei Bauarbeitern im Hof des inzwischen in letzter Zeit schön restaurierten und schon 1797 erbauten Bauernhofes fanden sich noch Steine von der früheren Wegführung und dem Verlauf des Böhmischen Weges. Die jetzige Wegführung wurde vermutlich im Zusammenhang mit den infrastrukturellen Verbesserungen und dem Ausbau der Chaussee von Waldenburg über Callenberg nach Lichtenstein als Hauptverkehrsader des Schönburgischen Herrschaftsgebietes durch Fürst Otto Carl Friedrich von Schönburg (1758 – 1800) angelegt.

Urheber des Textes: Elke Eifert / Prof. Dr. Hengst